Nur noch nebenberuflich Anwalt Alexander Grassmann ist ehrenamtlicher Beigeordneter in Landau – Wie tickt der Neue?


Von Falk Reimer (Bericht in der Rheinpfalz Ausgabe 10.09.2019)

Mit dem Rechtsanwalt Alexander Grassmann ist ein Polit-Neuling für die FDP ehrenamtlicher Beigeordneter der Stadt. Wie tickt der Neue? Was sind seine Baustellen? Und: Wird der Jäger Knatsch mit den Grünen bekommen?
Alexander Grassmann ist ein ruhiger Mensch. Der 47-Jährige denkt, bevor er spricht. Er formuliert möglichst genau. Der Landauer wurde vom Stadtrat zum ehrenamtlichen Beigeordneten der Stadt gewählt. Er ist nun zuständig für das Büro für Tourismus und den Zoo. Nebenbei hat er den Aufsichtsratsvorsitz der Stadtholding inne und einen Sitz im Aufsichtsrat der Vinothek. Dazu kommen seine Rechtsanwaltskanzlei sowie die Familie. Grassmann ist verheiratet und hat zwei Töchter im Teenageralter. „Nachdem Jochen Silbernagel mich gefragt hat, ob ich Beigeordneter werden will, habe ich erstmal durchgeschnauft und überlegt, ob ich das hinbekomme“, erzählt der Fachanwalt für Straf- und Versicherungsrecht. „Ich habe mich aber auch gebauchpinselt gefühlt“, schiebt Grassmann hinterher. Die Tätigkeit reize ihn. 

Ein klassischer Liberaler? Es ist eine Aufgabe, die dem Politikneuling in ihrem Umfang erst nach und nach klar wird. „Die letzten beiden Wochen war ich Anwalt im Nebenberuf“, sagt er und beginnt zu grinsen. Der freiberuflich tätige Grassmann ist auf der Liste der FDP angetreten. Er sei kein Parteimitglied, aber habe sich schon immer für liberale Werte gestanden. Es heißt oft, die FDP trete nur noch für Marktliberalität ein – bürgerliche Freiheiten gälten nichts mehr in der Partei. Im Gespräch zeigt sich, dass die Vorurteile gegenüber den Liberalen bei Grassmann nicht ziehen. Er schneidet das Thema indirekt selbst an: Was ihn derzeit beschäftige, seien die Geschehnisse in Hongkong – und die mangelnde Reaktion der freiheitlichen Staaten darauf. „Der Westen sollte sich jederzeit zugunsten der Demokratie positionieren.“ In der chinesischen Sonderverwaltungszone gibt es derzeit Proteste gegen das kommunistische Regime. Viele Bürger fordern eine Revolution. Auch, dass sich einige osteuropäische Staaten teilweise seit Jahren in Richtung autoritärer Systeme entwickeln, kann der zweifache Vater nicht verstehen. „Es ist besorgniserregend. Die Menschen werfen etwas weg, das meines Erachtens die einzige Chance auf ein freies und glückliches Leben bietet.“

Doch im Landauer klein-klein der Tagespolitik gibt es andere Herausforderungen – die es aber auch in sich haben. „Es ist schwierig, als Neuling von außen ins Amt reinzukommen“, sagt er. Thema Stadtholding: Diese trägt unter anderem die Festhalle und das Alte Kaufhaus. Beides komme wohl unter Druck, befürchtet der Anwalt. Denn: Die Finanzen basierten auf den Erträgen des Versorgers Energie Südwest. „Die werden wohl nicht mehr so üppig fließen“, denn der Strommarkt gerate unter Druck. Wie die Stadt die Einrichtungen weiter solide finanzieren kann, weiß er noch nicht. Er arbeite sich noch in seine neue Aufgabe ein. Ob es eine Patentlösung für die dräuenden Finanzprobleme gibt, sei fraglich. „Und wenn ich sie hätte, wäre ich wohl bereits in Berlin“, sagt Grassmann und setzt wieder sein gewinnendes Lächeln auf.

 

Wie geht’s mit dem Zoo weiter?Eine andere Baustelle ist der Zoo. Er hat sich bereits mit dessen Direktor Jens-Ove Heckel getroffen. Heckel habe ihn bereits auf die schönen Termine im kommenden Jahr hingewiesen: Die Verleihung des Preises für nachhaltige Bewirtschaftung, der kommende Schaukasten für Raubtiere – Grassmanns Lieblingstier ist übrigens der Gepard – und einige weitere Preisverleihungen. Schöne Termine, aber auch hier kommt wieder das liebe Geld ins Spiel. Der ganze Zoo soll barrierefrei ausgebaut werden. „Im Fort wird diese Umgestaltung teuer.“ Der Zoo ist für Grassmann eine „Institution“ und „unantastbar“. Der 47-Jährige war jüngerer Vergangenheit nicht mehr so oft dort zu Besuch. „Leider“, meint er – die Kinder sind eben groß. Künfitg werde er sich mit Sicherheit häufiger dort sehen lassen.

Weitere Änderungen stehen im Büro für Tourismus (BFT) an. Bernd Wichmann wird bekanntlich dessen Leitung von Franz Müller übernehmen. Den Tourismus wolle er „fördern und voranbringen“, er müsse sich in dieses Thema aber auch noch einarbeiten. Zusammen mit Wichmann werde er das BFT, das unter anderem Mai-, Herbst- und Nikolausmarkt organisiert, „wahrscheinlich umstrukturieren“.

 

Der Jäger und die GrünenGrassmann weiß, dass er künftig weniger Freizeit haben wird. Um seine Belastung zu reduzieren, habe er seine Vorstandsämter im Anwaltsverein und der Kreisgruppe Südliche Weinstraße des Landesjagdverbands niedergelegt. Er will aber auf jeden Fall weiterhin mit seiner Familie nach Frankreich in Urlaub fahren und jagen. Moment, ein Jäger? Droht da ein Konflikt mit einem Koalitionspartner, den Grünen? Nein, sagt Grassmann. Er habe den künftigen Beigeordneten Lukas Hartmann zu einem Jagdverbandstreffen eingeladen. Und? „Es hat gepasst. Der Jagdverband ist schließlich ein anerkannter Naturschutzverband.“